Design for Society: Beziehungen zwischen Menschen und Institutionen gestalten
Rentenbescheid oder Erbschaftsurkunde, Anwohnerparkausweis oder Bürgerbeteiligung: Wir haben sehr oft Kontakt zu Institutionen und Behörden. Ob dieses Verhältnis positiv ist und die Mitwirkung leichtfällt, hängt auch davon ab, wie leicht zugänglich Informationen sind und wie transparent die Prozesse, dass verständlich kommuniziert und Wertschätzung vermittelt wird. Worin die Herausforderungen bestehen und welche Ansätze es gibt, die Beziehungen zwischen Menschen und Institutionen besser zu gestalten, darüber diskutieren auf Einladung der HTW Berlin Gäste aus Wissenschaft und Verwaltung. Sie werden unterschiedliche Facetten des Themas beleuchten und gemeinsam mit Ihnen nach Antworten suchen.
Auf dem Podium
Prof. Daniela Hensel ist Service Designerin und Mitgründerin des neuen Masterstudiengangs Public Design an der HTW Berlin. In Lehre, Praxis und Forschung engagiert sich für einen menschenzentrierten digitalen Wandel unter anderem in den Bereichen Verwaltungsmodernisierung, Mobilität, Katastrophenschutz und Gesundheit.
Design muss auch in deutschen Behörden endlich raus aus der „Nice-to-have“-Ecke! In einer Zeit, in der Demokratie und Gesellschaft vor neuen Herausforderungen stehen, ist die Gestaltung der Beziehungen zwischen Menschen und Institutionen entscheidend. Ein partizipativer Designansatz, eine hochwertige Service Experience und eine verständliche Sprache sind hierbei besonders wichtig. Eine moderne Behörde kann so das Vertrauen und die Identifikation stärken – übrigens auch als Arbeitgeberin.
Oliver Igel, geboren in Treptow-Köpenick, ist seit 2011 Bezirksbürgermeister von Treptow-Köpenick. Er setzt sich in seinem Heimatbezirk für eine moderne, bürgernahe Verwaltung ein, die Digitalisierung, Inklusion und Nachhaltigkeit vorantreibt.
Die Berliner Verwaltung befindet sich auf einem vielversprechenden Weg, die Beziehungen zwischen Bürgern und Institutionen durch gezielte Maßnahmen zu verbessern. Mit der konsequenten Umsetzung von Digitalisierung und E-Government erleichtern wir den Zugang zu Dienstleistungen. Dabei Inklusion und Nachhaltigkeit sicherzustellen, ist eine der größten Herausforderungen, damit niemand ausgeschlossen wird. Wir dürfen auch nicht den Blick auf die Digital Outsider verlieren. Durch verstärkte Bürgerbeteiligung schaffen wir transparente und wertschätzende Prozesse, die das Vertrauen in die Verwaltung stärken.
Prof. Alexander Müller-Rakow ist Professor für Interaktionsdesign an der HTW Berlin. Er lehrt und forscht zu Themen der digitalen Bildung, Gesundheit und experimentellen Formen der Mensch-Technik-Interaktion. Im Bereich Public Design liegt sein Fokus auf dem Einsatz digitaler Technologien und deren sozialen Implikationen sowie partizipativen Designmethoden.
Design kann öffentlichen Institutionen helfen, ihre Probleme mit einem diversitätssensiblen Blick zu erkennen und mit kreativen Ansätzen vertrauensbildende und transparente Wege zu gestalten. Partizipative Ansätze und Designmethoden einerseits und der intelligente Einsatz von Technologien andererseits lassen Gestaltungsräume und Teilhabe für Bürger*innen und Mitarbeiter*innen in Institutionen neu denken.
Jacob Svaneeng, gebürtiger Däne und Projektleiter des Projekts „Digital-Zebra“, baut mit seinem Team den ersten öffentlichen IT-Support für alle Bürger*innen in den Berliner Bibliotheken auf. Er engagiert sich besonders für ein partizipatives Service-Design, wodurch Vertreter*innen der Zielgruppen selbst den Service mitgestalten. Für ihn ist die Auseinandersetzung mit sozialer Gerechtigkeit ein Schlüssel für mehr Tempo und Erfolg im Digitalisierungsprozess.
Als Verwalter*innen und Gestalter*innen brauchen wir den Mut zu sagen: „Ich weiß noch nicht, was die Menschen von diesem Service wollen. Also weiß ich noch nicht, wie er sein soll“. Wenn man die Zeit und das Vertrauen hat, das herauszufinden, dann ist Service Design wie eine Lernreise durch die eigene Gesellschaft, bei der oft die Nebeneffekte und der Prozess selbst genauso wertvoll sind wie das Ergebnis.
Begrüßung und Moderation
- Prof. Dr. Stefanie Molthagen-Schnöring ist Kommunikationswissenschaftlerin und seit 2011 an der HTW Berlin. Nach mehreren Jahren Lehre und Forschung im Studiengang Wirtschaftskommunikation übernahm sie 2014 das Amt der Prodekanin im Fachbereich Informatik, Kommunikation und Wirtschaft. Seit 2019 hat sie das Amt der Vizepräsidentin für Forschung, Transfer und Wissenschaftskommunikation inne.